Kommentar von Programmchef Marc Fischer – 19.11.2025
Stuttgart 21 – die Farce im Herzen der Landeshauptstadt. Die Never ending Story von Baukünsten und Baukünstlern, die vor Jahrzehnten großspurig davon sprachen, Stuttgart rüste sich für die verkehrspolitische Zukunft. Das war – man glaubt es kaum – 1994. Seitdem wird am und rund um den Stuttgarter Hauptbahnhof geplant, gebaut, verschoben und nicht eingehalten.
Als die Nachricht am Mittwoch verbreitet wurde, dass sich die Eröffnung des Milliardenprojekts erneut verschiebe und Terminversprechen seitens der Deutschen Bahn abermals nicht eingehalten werden könnten – da gab es sicher wenige, die überrascht oder gar verwundert waren. Man hatte es erwartet. Wenn sich schon der Regionalzug in Kleinkleckersdorf immer wieder verspätet – warum sollte es in Klotzenhausen besser laufen?
In Sachen Gründe anzuführen, so scheint es, ist die Deutsche Bahn Meister ihres Fachs: Nun sind es also die Zulassungsverfahren bei einem Technikanbieter. Es waren schon mal der unerwartete Baugrund, gestiegene Kosten, und, und, und… – Mal ehrlich, Deutsche Bahn: Dafür sind Planungen da. Was wurde eigentlich vor dem ersten Spatenstich überhaupt zukunftsorientiert geplant? Offenbar nichts – aber das Geld, das floss.
Das alles könnte man belächeln. Doch Stuttgart 21 ist – nach dem Trauerspiel um den Berliner Flughafen – ein weiteres, haarsträubendes Beispiel vollkommen verkorkster politischer und wirtschaftlicher Zustände in unserem Land.
Es läuft nicht mehr, und es läuft nichts mehr. Daran gibt es nichts, aber auch gar nichts zu beschönigen. „Denk’ ich an Deutschland in der Nacht“, schrieb einst Heinrich Heine. Mittlerweile haben sich die Zustände zu Alpträumen am helllichten Tag gemausert. Stuttgart 21 – allein die Bezeichnung ist Satire auf höchstem Niveau. Nur Beifall gibt es keinen.
