Das Murmeltier ist zurück

Kommentar

Das Murmeltier hat wieder zugeschlagen. Alle zwei bis vier Jahre kehrt es zurück und baut unterirdische Gänge in Bereiche, in welchen es zwar nichts zu suchen hat, sich die deutsche Medienlandschaft aber ausgesprochen wohlzufühlen scheint.

Während andere Länder freudig erregt auf das nächste, anstehende Fußballturnier blicken, konzentriert sich die deutsche Erregung auf Nebenschauplätze. War es vor zwei Jahren noch die Farce um das Tragen einer bunten Armbinde, ist es in diesem Jahr eine gesellschaftspolitische Umfrage zu Nationalitäten und damit verbundenen Befindlichkeiten. Ein solches Szenario wenige Tage vor einem großen Fußballevent in den Mittelpunkt von Diskussionen zu stellen, gelingt wohl nur in Deutschland.

So aalen sich die selbsternannten Faktenchecker mal wieder im Einheitsbrei selbst geschaffener Entrüstung und säuberlich gehegter Stimmungsmache. Offenbar gibt das eigentliche Thema – Fußball – noch immer zu wenig her. Man wird das Gefühl nicht los, dass der ordentliche, deutsche Journalist einfach nicht aus seiner chronisch-entzündeten Haut kann.

Es ist diese unbändige Sehnsucht nach Entrüstung, der Wille nach Verpflichtung, nicht allzu viel Unbeschwertheit zuzulassen. Sonnige Unterhaltung darf in deutschen Köpfen nicht ohne den winzigen Schatten der Selbstgeißelung stattfinden. Zumindest was das angeht, stehen wir längst im Finale.

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