14.08.2025 / Seit 17 Uhr ist es also offiziell: Bahnchef Lutz muss gehen. Seit Langem stand der 61-Jährige in der Kritik – insbesondere wegen schlechter Pünktlichkeitswerte der Züge. Die Verspätungen hatten es kürzlich sogar in die „Washington Post“ geschafft. Ja, die Deutsche Bahn war und ist alles andere als pünktlich. Dass Veränderungen dringend nötig sind, war jedem klar.
Bevor das Desaster noch schlimmer wird, musste der amtierende Bundesverkehrsminister handeln. Der sah als einzigen Ausweg das Ende der Personalie Richard Lutz. Das reicht allerdings längst nicht.
„Der Fisch stinkt vom Kopf her“ – was als kulinarische Feinheit als gegeben gilt, lässt sich nicht auf die Situation der Bahn übertragen. Denn faul modert es keineswegs in deren Managementkreisen, sondern an der Basis, sprich’, der Infrastruktur.
Die Pünktlichkeit eines Verkehrsmittels ist nur dann realisierbar, wenn es die Möglichkeit besitzt, Geschwindigkeit in Strecke und Zeit umzusetzen. Klingt nach Physik, ist es auch. Die Gleise der Deutschen Bahn sind – abgesehen von wenigen Prestigeprojekten, die gerne als Schnellfahrstrecken beworben werden – alles andere als modern. Sie sind überholt, in die Jahre gekommen, dringend sanierungsbedürftig.
Kein verantwortungsbewusster Lokführer wird schneller fahren als es die Infrastruktur hergibt. Während die Ankunft- und Abfahrtzeiten der Bahn seit Jahren auf einem Wunschdenken basieren, schleicht so mancher Fernverkehr seinem nächsten Halt entgegen und sammelt fleißig Plus-Minuten.
Gerne hätte man gestern einen echten Schritt in Richtung moderner, pünktlicher Zukunft der Deutschen Bahn gesehen. Bundesverkehrsminister Schnieder holt allerdings mit der Entlassung des Bahn-Chefs die entstandene Verspätung nicht ein. Bei der Bahn wartet man weiter – auch einen Nachfolger des geschassten Lutz. Und den Anschluss.
Kommentar von Programmleiter Marc Fischer