28.12.2025 / „Appetit kommt beim Essen.“ – Ich erinnere mich noch gut an diese Weisheit meiner Oma, mit der sie meinem häufig spürbaren Sättigungsgefühl ein Schnäppchen schlagen wollte. Es ist bis heute kein Geheimnis: Viele, gerade ältere, Menschen speisen nach der Uhrzeit und nicht aus Gründen von Appetit oder Verlangen.
Der Weisheit zweifelhafter Schluss: Wem in Sachen Kulinarik die Stunde schlägt, der wird schon irgendwann auf den Geschmack kommen. Nun sind schlagende Stunden ein weitläufiger Begriff aus vielfältigen Gründen. Vor allem bei Speis’ und Trank.
Betrachtet man die neuesten Social Media Aktionen des baden-württembergischen Innenministers, könnte man zunächst an dessen neu geborenes Selbstverständnis denken. Strobl greift in die Södersche Trickkiste und damit tief in die Abgründe delikater Abwegigkeiten.
Unter dem Motto „Strobl kocht gerne!“ – das Ausrufezeichen und das angefügte Modaladverb sollen in diesem Fall anscheinend die persönliche Begeisterung betonen – stellte der CDU-Politiker ausgerechnet zum Fest der Besinnlichkeit ein Kochvideo ins Netz. Strobl raspelt, reibt und schnippelt eine bunte Mischung Fleisch und Gemüse in einen Topf. Er setzt Zeichen.
Sieben Sekunden mit Hashtag foodie und der musikalischen Untermalung „Yummie, Yummie, Yummie“ von Ohio Express. Sieben Sekunden, in welchen der geneigte Zuschauer nach dem Sinn fragt. Gut – so etwas kennen wir von Söder – bei ihm haben wir die Sinnfrage allerdings längst aufgegeben. Bei Strobl möglicherweise auch – nur eben bislang nicht in Sachen Kulinarik.
So gibt’s am Ende dieses Jahres das nächste, fette, überraschende, politische Highlight: Nach #söderisst kommt #stroblkocht – nein, wir wollen genau sein: #stroblkocht nicht nur, #stroblkochtgerne. Ausrufezeichen. Da hat er Söder etwas voraus. Hoffen wir, dass nicht nur blanker Futterneid dahintersteckt.
Marc Fischer, Programmleitung
