06.09.2025 / In der Hermann-Hepper-Halle in Tübingen musste am Freitagabend erstmal die Polizei eingreifen: Buhrufe, Pfiffe, sogar Sirenen waren so laut, dass die beiden rhetorischen Kontrahenten auf der Bühne kaum zu verstehen waren. Mehrere Störer wurden rausgeführt – erst dann konnte die Debatte starten: Tübingens Oberbürgermeister Boris Palmer, parteilos, gegen den AfD-Landeschef Markus Frohnmaier.
Palmer hatte angekündigt, die Schwächen der AfD aufzuzeigen – und legte los: Er warf Frohnmaier vor, mit der Ablehnung erneuerbarer Energien den Tübinger Klimaschutzplan und Millioneninvestitionen zu gefährden. Beim Thema Wohnen warnte er vor den Folgen einer abgeschafften Mietpreisbremse. Und als Frohnmaier von wachsender Unsicherheit sprach, hielt Palmer mit Kriminalstatistik dagegen: Heute gebe es weniger Straftaten als vor 20 Jahren. Sein Fazit: Wer sich damals nicht fürchtete, müsse es auch heute nicht.
Kommunikationsexperte Frank Brettschneider von der Uni Hohenheim urteilt: Palmers Strategie war zwar klar, aber nur begrenzt erfolgreich. Frohnmaier wich oft aus, ging selten auf Tübingen ein, setzte stattdessen auf Bundespolitik und mobilisierte damit seine Anhänger. Dass Störer ihn ausgebuht haben, half ihm eher, als dass es schadete.
Einen Sieger sieht der Experte nicht. Vielmehr seien schon vorhandene Meinungen bestätigt worden. Sein Fazit: richtiger Versuch – aber das Format mit Publikum und offenen Fragen sei schlicht ungeeignet gewesen.